Wenn Sie als Bewerber die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten, dann haben Sie bereits eine große Hürde genommen, denn nur rund 10 % aller Bewerber schaffen es überhaupt bis zu diesem Punkt. Nun gilt es, sich gewissenhaft auf das Gespräch vorzubereiten. Neben der Qualifikation will das Unternehmen im Vorstellungsgespräch abklopfen, ob Sie ins Team passen, welche sozialen Kompetenzen Sie mitbringen und vor allem, wie gut Sie sich auf das Unternehmen und die avisierte Stelle vorbereitet haben.
Die richtige Vorbereitung
Nehmen Sie zum Gespräch eine Kopie Ihres Bewerbungsschreibens und des Lebenslaufs mit sowie eventuell angeforderte Zeugnisse und das Einladungsschreiben. Hilfreich sind oft ein Notizblock und ein Stift (beides neutral und nicht mit Logo des derzeitigen Arbeitgebers). Informieren Sie sich so gut es geht über das Unternehmen. Dazu gehört mehr, als den Firmennamen und -sitz in Erfahrung zu bringen. Hier einige Informationen, die Sie über das Unternehmen in Erfahrung bringen sollten:
- Welches sind die Firmenstandorte, gibt es Mutter- oder Tochterfirmen?
- Wie ist die Rechtsform (AG, GmbH, KgaA etc.)?
- Kennen Sie die Produktpalette?
- Wie ist die derzeitige Marktposition und wie hat sie sich entwickelt?
- Wer sind die Konkurrenten des Unternehmens?
- Wie ist die derzeitige wirtschaftliche Lage? Werden gerade neue Produkte/Services erstellt oder Geschäftszweige aufgegeben?
- Wie hoch ist die Mitarbeiterzahl? Wird Personal eingestellt oder entlassen?
- Expandiert das Unternehmen ins Ausland/wohin? Gibt es dort Niederlassungen?
- Welches Image hat die Firma/wird durch die Werbung und die Öffentlichkeitsarbeit transportiert?
- Was wissen Sie über die Firmenphilosophie und evtl. auch über die Einstellung zu wichtigen Themen (Charity, Umweltschutz, Personal)?
Die meisten Informationen finden Sie auf der Internetseite des Unternehmens. Darüber hinaus sollten Sie in der Presse recherchieren (ein Stichwort in Google reicht), um bewerten zu können, wie das Unternehmen von außen eingeschätzt wird. Mit allen Details, die Ihnen bekannt sind, können Sie im Vorstellungsgespräch punkten und sich außerdem selbst ein gutes Bild davon machen, ob die Unternehmenskultur und wirtschaftliche Lage der Firma Ihren Vorstellungen entsprechen.
Die eigenen Stärken und Schwächen kennen
Fragen zu Ihren persönlichen Stärken, Erfolgen bzw. Schwächen oder Niederlagen kommen ganz bestimmt. Darauf können Sie sich sehr gut vorbereiten, ohne in die gängigen und oft unglaubwürdigen Floskeln zu verfallen. Was waren Ihre größten beruflichen Erfolge (oder Erfolge im Studium)? Welche Tätigkeiten haben Ihnen Lob eingebracht und Sie besonders stolz gemacht? Für das Gespräch ist es gut, wenn Sie anschauliche Beispiele parat haben, die die Aussagen zu Ihren persönlichen Stärken untermauern. Verinnerlichen Sie sich außerdem, was Sie von anderen Bewerbern unterscheidet. Schauen Sie sich an, was Sie dazu in Ihrem Bewerbungsschreiben aufgeführt haben.
Wer behauptet, er habe keine schwachen Seiten, wirkt unglaubwürdig. Bereiten Sie sich deshalb auch auf diese Frage vor. Es versteht sich von selbst, dass Ihre Schwächen nicht die Kernmerkmale der ausgeschriebenen Stelle betreffen. Lesen Sie Ihre bisherigen Arbeitszeugnisse, denken Sie zurück an Beurteilungsgespräche oder fragen Sie Ihre Freunde und Bekannten. Unabhängig von Ihrer Antwort ist es wichtig, dass Sie sich auch mit Ihren persönlichen Schwächen auseinandergesetzt haben und bereit sind, daran zu arbeiten.
Das Erscheinungsbild
Es gibt beim Bewerbungsgespräch keine Kleiderordnung, die für jeden Beruf die passende Kleidung vorschreibt. Trotzdem ist es nicht egal, in welcher Kleidung Sie zu seinem Gespräch erscheint. Die Kleidung muss zum Job passen, für den Sie sich bewerben. Wir haben einige allgemeine Tipps, die Sie unbedingt beachten sollten:
- Die Kleidung sollte sauber, ordentlich und farblich nicht zu knallig sein
- Keine Krawatten / Accessoires mit witzigen Mustern oder in grellen Farben
- Auf Metallabsätze und zu abgetretene Absätze verzichten
- Frauen sollten auf den Minirock, durchsichtige oder eng anliegende Kleidung sowie auf einen zu großen Ausschnitt verzichten.
- Gepflegtes Äußeres (Haare, Bart, saubere Fingernägel, geputzte Zähne, dezentes Make-Up, dezenter Schmuck)
- Angenehmer Geruch (kein Schweiß, kein Zigarettengeruch, kein Essensgeruch, kein aufdringliches Parfüm oder Deo)
Der Ablauf des Gesprächs
In der Regel folgt das Vorstellungsgespräch einem gängigen Ablauf. Er beginnt damit, dass man Sie fragt, wie die Anfahrt war und ob Sie sich gut zurechtgefunden haben. Antworten Sie auf diese einleitenden Fragen knapp und freundlich, und erzählen Sie nichts vom morgendlichen Stress im Badezimmer, dem verspäteten Zug und dem verpassten Anschluss. Dann wird man Ihnen Ihre Gesprächspartner vorstellen. In den meisten Fällen haben Sie es mit einem Vertreter aus der Fachabteilung und einem Personalsachbearbeiter zu tun. Nach den Fragen zu Ihren Qualifikationen und zu Ihrem Werdegang folgen Fragen zu Ihrer Person. Eventuell werden Sie danach aufgefordert, eine Arbeitsprobe oder Fallstudie zu erstellen, z.B. aufgrund einiger Eckdaten eine spontane Verkaufspräsentation zu halten. Am Ende wird Ihnen die Gelegenheit gegeben, selber Fragen zu stellen, manchmal werden Sie durch das Unternehmen geführt.
Verhalten während des Gesprächs
- Treten Sie freundlich, lächelnd und selbstbewusst auf
- Nehmen Sie eine offene Körperhaltung ein
- Achten Sie darauf, laut und deutlich zu reden und vermeiden Sie lange Monologe.
- Hören Sie aufmerksam zu. Sie dürfen sich dabei auch Notizen machen.
- Auch bei lockerer Atmosphäre dürfen Sie sich nicht „gehen lassen“ und über zu viel Privates oder Betriebsgeheimnisse plaudern.
Fragen, auf die Sie vorbereitet sein sollten
Bei allem Erfindungsreichtum der Personaler gibt es eine Reihe von Fragen, die nahezu jeder Bewerber zu hören bekommt. Hier eine Auswahl der häufigsten Fragen, die in Bewerbungsgesprächen gestellt werden sowie wertvolle Empfehlungen für die Beantwortung:
- Erzählen Sie uns/mir etwas über sich
Auf die Aufforderung „Erzählen Sie…“ sollte kein Roman vom Tag Ihrer Geburt bis heute folgen, es geht nicht darum, Ihre Biografie zu präsentieren. Der Gesprächspartner möchte wissen, ob Sie in der Lage sind, Eckpunkte herauszufiltern, welche Eckpunkte dies sind und was für Sie von Bedeutung ist. Machen Sie sich auf Unterbrechungen gefasst. Ein Nachhaken mit „Warum?“ und „Können Sie das erklären?“ ist nicht ungewöhnlich und dient vor allem dazu festzustellen, ob Sie „Ihr Thema“ beherrschen und ob Sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
- Warum haben Sie sich bei uns beworben?
Hier geht es in erster Linie darum festzustellen, ob der Bewerber seine Hausaufgaben gemacht hat. Wenn Sie sich im Vorfeld mit der Firmengeschichte, der Firmenpolitik, den Leitlinien und der Vision befasst haben (über die Website, Imagebroschüren, sonstige Publikationen), können Sie eine Verbindung zu den Schwerpunkten in Ihrer Qualifikation und zu Ihren Stärken herstellen.
- Aus welchem Grund wollen Sie Ihren derzeitigen Arbeitgeber verlassen?
Ziel dieser Frage ist es zu ermitteln, ob Sie als Arbeitnehmer Durchhaltevermögen haben oder lieber einen neuen Job suchen, sobald sich Schwierigkeiten oder Unannehmlichkeiten ergeben. Ebenso könnten Konflikte an Ihrem bisherigen Arbeitsplatz die Ursache für Ihren Wunsch nach einem Wechsel sein. Dies sollten Sie auf keinen Fall erwähnen. Erklären Sie, dass Sie sich neue berufliche Ziele gesetzt haben sowie neue Herausforderungen suchen, und gehen Sie gezielt auf einzelne Punkte des in der Stellenausschreibung genannten Aufgabengebiets ein.
- Was wissen Sie über unser Unternehmen/unsere Firma?
Hier geht es darum zu prüfen, wie intensiv Sie sich mit Ihrem potenziellen Arbeitgeber im Vorfeld befasst haben. Was möchten Sie in drei (fünf oder zehn) Jahren erreicht haben? Der Personaler will mit dieser Frage erkunden, inwieweit Sie sich Gedanken über Ihre Zukunft machen. Dabei sollten Sie hervorzuheben, dass sich Ihr „Plan“ mit den Vorstellungen des Unternehmens deckt und dass Sie auch offen für Veränderungen sind.
- Warum denken Sie, die richtige Besetzung für diese Stelle zu sein?
Erwähnen Sie Ihre Qualifikation, wichtige Aspekte Ihres Profils und stellen Sie dabei die Verbindung zu einzelnen Punkten des ausgeschriebenen Aufgabengebiets her. Dabei können Sie auch sagen, dass Sie sich durchaus mit der Firmenphilosophie des Unternehmens identifizieren.
- Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?
Hier gilt es vor allem zu zeigen, dass Sie selbstbewusst sind und dennoch mit einer gewissen Zurückhaltung reagieren. Durch Ihre vorherige Recherche wissen Sie, was für den Arbeitgeber besonders wichtig ist. Das sollten Sie jetzt erwähnen und belegen können. Ein guter Umgang mit Stress, Zuverlässigkeit und ein großes Interesse, dazu lernen zu wollen, kommen fast immer gut an. Bei den Schwächen sollten Sie ebenfalls bedacht antworten.
- Was würden Sie gerne verdienen?
Auf diese Frage müssen Sie antworten, weil es ein wesentlicher Bestandteil bei der Entscheidungsfindung des Arbeitgebers ist. Daher sollten Sie im Vorfeld Ihren Marktwert ermitteln, z.B. durch die Recherche von Studien und Statistiken in Ihrem Berufsfeld. Stapeln Sie weder zu hoch noch zu tief. In jedem Fall sollten Sie in der Lage sein, Ihre Gehaltsvorstellung zum Beispiel durch Ihre Qualifikation zu begründen. Zeigen Sie sich verhandlungsbereit: Bei niedrigerem Einstiegsgehalt ist eventuell am Ende der erfolgreichen Einarbeitung der Sprung etwas großzügiger bzw. neu verhandelbar.
- Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Die Frage klingt ganz unscheinbar, ihre Beantwortung hat allerdings ihre Tücken. Grundsätzlich genügen ein bis zwei Angaben, denn es geht nicht darum, Ihr aktives Freizeitverhalten zu dokumentieren. Denken Sie daran, dass Personalsachbearbeiter stets deuten und Schlüsse ziehen. Dokumentieren Sie mit Ihren Hobbys positive Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Gesundheitsbewusstsein oder Kreativität.
Die Fragen des Bewerbers
Nachdem Sie die Fragen Ihres Gesprächspartners beantwortet haben, werden die Rollen im Vorstellungsgespräch gewechselt. Ab jetzt können Sie sich umfassend über die Arbeitsstelle und den Arbeitgeber informieren. Potenzielle Fragen sollten Sie bereits im Vorfeld erarbeiten. Beschränken Sie sich dabei auf Fragen, die für die Stelle bzw. die Ausübung der Tätigkeit relevant sind. Dazu gehören:
- Fragen zur Einarbeitungsphase
- Fragen zur Tätigkeit/Aufgabengebiete
- Arbeitszeit (Fest-/Gleitzeit; Kernarbeitszeiten)
- Weiterbildungen
- Zukunftschancen/Karriereaussichten
Unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit dieser Phase im Vorstellungsgespräch. Nichts ist peinlicher, als wenn Sie bereits nach zwei Wochen die Stelle wechseln möchten, weil Sie mit bestimmten Dingen (die man bereits im Vorfeld hätte klären können) nicht zurechtkommen. Es macht übrigens keinen schlechten Eindruck, wenn Sie einen Zettel mit vorbereiteten Fragen hervorziehen. Achten Sie aber darauf, dass die Fragen nicht bereits (direkt oder indirekt) beantwortet wurden!
Die Verabschiedung
Nachdem Ihr Gesprächspartner das Gespräch beendet hat, bedanken Sie sich mit einem Händedruck. Stimmen Sie unbedingt die weitere Vorgehensweise, wie zum Beispiel den Termin für eine Entscheidung, ab! Bleiben Sie auch bei der Verabschiedung konzentriert (und interessiert) und verspielen Sie nicht Ihren guten Eindruck mit einem schlechten Abgang.